In der letzten Zeit gibt es immer mehr Forderungen von Identitätsgruppen, die gegen etwas sind. Diese Gruppen nennt man dann Aktivisten.
Beispielsweise gab es Kritik, daß ein Gedicht, das schon seit einigen Jahren auf einer Mauer in Berlin stand, jemand beleidigt. Das Gedicht wurde letzten Endes entfernt.
Doch nun ist es wieder auf einer anderen Berliner Mauer zu sehen.
Oder den Fall mit der Satire Zeitschrift Charlie Hebdo in Frankreich, auf die sogar ein Attentat erfolgte.
Das Pattern ist immer das gleiche. Eine Gruppe fühlt sich durch eine Aktion oder ein Kunstwerk oder einen Artikel beleidigt und angegriffen. Darauf basierend werden Forderungen aufgestellt, wie z. B. daß das Kunstwerk entfernt werden muss.
Ich finde das inzwischen schrecklich. Es kann doch nicht sein, daß die Meinung jeder Gruppe berücksichtigt wird.
Natürlich haben wir alle das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber das gilt eben für alle. Auch für die Künstler und Autoren etc.
Wenn die Aktionen dieser Gruppen so weit gehen, daß Theater Stücke nicht mehr aufgeführt werden oder Filme von einem bestimmten Regisseur (Polanski in diesem Fall) nicht mehr gezeigt werden fühle ich mich als möglicher Empfänger dieser Kunst zensiert. Und das ist dann Zensur „von unten“.
Das hat mit einer Gesellschaft, die auf Konsens beruht, nichts mehr zu tun, sondern ist eine extreme Ausprägung einer egoistischen Gesellschaft bei der jeder seine eigenen Interessen mit Vehemenz durchsetzt.
Interessant finde ich, daß der Begriff „Identität“ aktuell in verschiedenen Facetten auftaucht. Hier im Zusammenhang mit Meinungen von Gruppen. Bei digitalen Identitäten im Zusammenhang mit persönlichen Daten. Also einer noch kleineren Gruppe, in diesem Fall einer Gruppe mit der Losgröße 1.
Hier der Link zu dem Arte Beitrag (ist leider nur bis zum 28.05.2020 verfügbar)
https://www.arte.tv/de/videos/093041-000-A/skandal-ist-die-freiheit-der-kunst-in-gefahr/
Arte